Sonntag, 19. Juni 2011

auf der Veranstaltung 50 Texte gegen 50 Jahre Blockade am 18.6.2011 gesprochen

Ich möchte mit zwei Gedichten beginnen, die an das Schicksal des einmal aus demokratischer Wahl heraus entstandene freie Chile, das für das kubanische Volk als Warnung dienen muss.

Neruda über mir…

   Den menschen
brachtest du
das feuer großer worte
an kordillerenfelsen geschmiedet
dem schnabel des kondors preisgegeben
fallen fasern
deines nachwachsenden fleisches
auch in meinen mund
 kläglich quellen sie
zu traurig kleinen gesängen

für Victor Jara, 1973

Verloren ging / mein elfter September.

Es ist der Tag nicht, / den sie besetzten!

Wir wurzelten aus ihm / keinen Krieg also Terror.

Mein elfter September / liegt in älterem Grab.

Meiner / ließ die Gitarre brechen.
Meiner / ließ die Hände zerschlagen.
Meiner / ließ Hoffende erschießen.

Wenn du sein Grab besuchst, / das immer zu / unscheinbare,
setze darauf / eine Rose.
Nun zwei Texte, extra für diese Veranstaltung geschrieben:


Armer Mr. President

Bedroht dein Heim, das Capitol, / der Schlaf kommt schwer, / mit Alb.
So ists seit 50 Jahren schon, / als President wirst du verfolgt / und hoffst.

Am Morgen, wenn der Kopf noch brummt, / fragst du, wen du dann triffst: /
Ist sie ...
Und jeder weiß, was du dann meinst / die Freiheitsstatue, ob sie noch steht /
bei dir.

Oder ob sie sie schon / auf die Insel gebeamt, zerlegt und wieder / erbaut.
Denn das könnten sie ja mit der Technologie / die du vor ihnen schützt / sofort.

Und als sie dir dann die Katrina geschickt, / da wäre es beinah´ gescheh´n /
um dich.
Man hat dich mit tausend Ärzten bedroht
und du schriest, denn da war sie fast die Invasion / bei dir.

Und du atmetest auf, ach welches Glück, / sie schaffen es nicht, dank dieses guten / Boykotts.
Denn es werden schon Geräte dazwischen sein, / die hightechen dir deine Welt, / weiß Gott!

Also drückt dich der Alb / und du siehst die Kolonnen vor dir / mit Spritz`.
Sie verbreiten den Virus der Revolution
und du tust, was du kannst, sie zu inseln / zum Tod.

Ja, wer A sagt, muss auch Bacardi sagen, / Freiheit nach deinem / Geschmack.
Und du wartest und mauerst / und kannst nicht verstehn / die dort.

Denn dein Land ist noch voll / von der Flüchtlingsflut / oh, ja!
Die da lebt in Zelten schon als Generation, /
Millionäre vertrieben, um das ihre gebracht / den Besitz.

Ach, wenn´s doch geschähe, dass sie untergeht,
diese Insel, die du so hasst. / Gott hilf.
Und du hast deine Angst / vor der Ärzte Skalpell / gegen dich.

Und sie singen, da sind wir ja immer noch,
und du kannst das so gar nicht / verstehn.
Und sie bauen für sich eine andere Welt,
die sich erstmals nicht reimt auf den einzigen Sinn / dein Geld!

Und du machtest von deiner Freiheitsmiss / Kopien, innen so hohl. / Tro-ja!
Und du suchst nach der besseren Schweinebucht
und den Frauen in weiß und den Bloggern in schwarz - / brich ab!

Es ist schon gestorben so manches Kind / es wurd schon so mancher / gewürgt.
Und immer noch fragst du, warum nehm´n sie es nicht,
mein wunderbares System / Frei-heit.

Und im Süden, der Hinterhof-Kontinent, / wurd vom Virus der Insel / erfasst.
Und du wünschst ihm die Krätze, / und du wünschst ihm den Tod, doch / er lebt.



Amerika


Wo ist denn das Amerika, / das freie große Land,
wo der, der ohne Hoffnung war, / ne neue Heimat fand.



Hier lebten Menschen ihren Traum, / hier fanden sie noch Glück.
Als morscher Herren Todesbaum / Europa blieb zurück.



Die Freiheit, Gleichheit aufgepflanzt / Mariannens Bajonett,
warst du´s der vorne mitgetanzt / im Fortschrittskabinett.



Nun ist´s vorbei. Du bautest dir / nen grauen Hinterhof.
Und als dann Fidel Castro kam, / verdammtest du den Schwoof.



Dein Dollar der verlor die Macht / auf Kubas Inselwelt,
drum möchtest du sie sterben sehn / come back Besitz durch Geld.



Wie du die Freiheit dir gedacht, / verrät Guantanamo.
Wie dort das Recht zu Würden kommt, / wünschst du ganz Kuba froh.



Vielleicht find´st du den Judassohn, / der deine Greenbacks küsst.
Doch Companeros dulden nicht, / was neue Knechtschaft ist.



Allein es würgt mich dein Boykott / als stillen Mordes Frist,
wenn Kind für Kind dran leiden muss, / obwohl´s voll Unschuld ist.



Wir erinnern hier an eines der Relikte des „kalten Krieges“, die in die Gegenwart der heißen Kriege erhalten geblieben sind. Wünschen wir unseren kubanischen Freunden, dass ihnen das Schicksal der normalen Bewohner Jugoslawiens oder Libyens erspart bleibt.

NO NATO

der erwünschte terrorist
lädt sich
behördlich beobachtet
bombenbaupläne
aus dem netz
und explodiert
bei ihrer erprobung

solch beweis
permanenter bedrohung
unserer festung freiheit
erobert die frontseiten
alle kampfblätter

ich lade
vielleicht auch behördlich beobachtet
friedenskleiderschnittmuster
aus dem netz
und explodiere nicht
bei ihrer erprobung

helfen wir
der zeit
uniformen
vermodern zu lassen



radikal

genug!

endlich
erwartung

dass es
rumst

dass sich
was ändert

und ich
bin dabei

ich habe es satt
immer nur
unschuldig zu sein

und damit
mitschuldig

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